Noch nie war die midlife-crisis so unterhaltsam
tele / 28. Oktober 2003
Welch‘ ein Fest: Robert Brenneis wird 30 Jahre alt und hat sich aus diesem Anlass eigens einen Festsaal gemietet, alle Lehrerkollegen und Schulfreunde, Ver-wandte und Verflossene eingeladen und eine Band engagiert. Staffage und Kulisse für ihn allein, der er heute Abend erstmals in seinem Leben im Mittelpunkt stehen wird. Glaubt er. Doch es häufen sich die Absagen und jeder Anruf versetzt Robert Brenneis in seine Vergan-genheit. Erinnerungen an die Schulzeit tauchen auf („Einmal nach einer Pro-mill-Nacht komm ich in die Schule und denk mir: Warum sind denn die alle so groß? War ich so lang im Koma? – Es war Elternsprechtag.“) und Erlebnisse aus seiner wilden Jugend werden ihm wieder bewußt („Interrail war super. Drei Wochen lang nicht waschen – nur damit du immer ein eigenes Abteil hast.“).
„Alles Gute“ ist Alfred Dorfers erstes Solo-Kabarett. Ein geradezu sensationelles Debut, dessen groteske Komik für Freunde humoristischer Grenzwerte in Gürtel-Nähe ebenso Lacher bereithält, wie für kopflastige Schmunzler. Ein wahrhaft tragikomisches Meisterwerk über den ganz alltäglichen Durchschnitts-Versager, der sein Versagen nicht erkennt. Einen dermaßen berührenden Spaß-Macher hat es schon lange nicht mehr gegeben und noch nie war es so amüsant, einem Mann inmitten seiner midlife-crisis in die Seele zu blicken.
„Alles Gute“ ist nach zahllosen Erfolgs-Programmen mit der Gruppe Schlabarett zweifellos der bisherige Höhepunkt im Schaffen des Alfred Dorfer, vergleichbar nur mit „Indien“, seiner Coproduktion mit Josef Hader, die derzeit in unseren Kinos läuft. Wer auch nur das Geringste auf sich hält, sollte sich weder noch entgehen lassen.
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