Ausgezeichnet!
Was haben Gerhard Bronner und Günther Paal gemeinsam? Einen “Deutschen Kleinkunstpreis 2005”.
kabarett.at / 6. Oktober 2004
Was fällt ihnen zu Mainz ein ? Der Karneval natürlich. Vielleicht auch noch ein Herr namens Gutenberg. Einigen Spezialisten auch noch tiefblaue Kirchenfenster von Chagall. Und der jüngeren Generation vermutlich das Möwengeschwader in „Findet Nemo“.
Für die deutschsprachige Kabarett- und Kleinkunstszene hat Mainz eine ganz eigene Bedeutung. Dort wird bereits seit 1972 der „Deutsche Kleinkunstpreis“ verliehen. Die älteste, renommierteste und wichtigste Auszeichnung für deutschsprachige Kabarettisten und Kleinkünstler. Alljährlich trifft dort auf Einladung des Theaters „Unterhaus“ eine aus rund zwei Dutzend Fachjournalisten aus Deutschland, Österreich und der Schweiz bestehende Jury zusammen, um die Preisträger in den vier Kategorien „Kabarett“, „Kleinkunst“, „Chanson/Lied/Musik“ und „Förderpreis“ zu ermitteln.
Vergangenen Samstag war es wieder einmal so weit. Und das Ergebnis ist ein höchst erfreuliches : Zum ersten Mal in der Geschichte des „Deutschen Kleinkunstpreises“ gehen gleich zwei dieser mit jeweils 5000 Euro dotierten Auszeichnungen nach Österreich.
Den „Deutschen Kleinkunstpreis 2005“ in der Sparte Kleinkunst erhält Gunkl (Günther Paal): „Damit zeichnet die Jury einen Künstler aus, der sein Publikum wortgewandt und kraft seines Wissens auf aberwitzige Reisen durch Raum und Zeit mitnimmt. Gunkls Programme sind ausgeklügelte, hochkonzentrierte Kleinkunstwerke, in denen ihm der Brückenschlag zwischen großen Naturgsetzen und kleinen Tücken des Alltags grandios gelingt.“
Ein Ehrenpreis zum „Deutschen Kleinkunstpreis 2005“ in der Sparte Chanson/Lied/Musik bekommt Gerhard Bronner. Die nur in Ausnahmefällen erfolgte Verleihung eines „Ehrenpreises“ an den 82-jährigen Urahn des österreichischen Kabaretts – der zwar schon jede Menge goldene Ehrenzeichen und dergleichen, aber bislang noch keinen einzigen Kabarett- oder Kleinkunstpreis bekommen hat – wird folgendermaßen begründet : „Die Jury zeichnet damit eine Kabarett-Legende aus, die zu den Begründern des Wiener Nachkriegs-Kabaretts gehört. Gerhard Bronner hat bereits in den 50er Jahren als Textautor, Komponist und Interpret wesentlich dazu beigetragen, durch seine hohe Musikalität, seine ins Ohr gehenden Chansons, den ins Schwarze treffenden Witz der Texte und durch seine ironischen Interpretationen das Kabarett in eine geschlossene Form zu bringen. Sein Einfluss auf das politische, deutschsprachige Kabarett ist einzigartig.“
Paal und Bronner reihen sich damit in die prominente Liste der bisherigen östereichen Kleinkunstpreisträger ein : Von Otto Grünmandl und Ernst Jandl über „Die Schmetterlinge“, und „Broadlahn“ bis zu den Größen der Gegenwart wie Lukas Resetarits (1985), Josef Hader (1990), Alf Poier (2000), Thomas Maurer & Florian Scheuba (2001), Alfred Dorfer (2002) und Severin Groebner (2003).
Die beiden diesjährigen Preisträger in den Kategorien „Kabarett“ und „Förderpreis“ kommen aus Deutschland. Es sind die hierzulande weitgehend unbekannten Lisa Pollit (Kabarett), eine „radikale Denkerin, die gnadenlos analysiert und exakt formuliert“ und bereits 1991 als Bestandteil des Duos „Herrchens Frauchen“ einen Förderpreis zugesprochen bekam, und Hagen Rether (Förderpreis), der „verkleidet als Barpianist virtuos im Spiel mit Harmlosigkeiten bitterböse Satire kredenzt“.
Die Preis-Verleihung findet am 13. Februar im Mainzer „Unterhaus“ statt und wird eine Woche später von 3-Sat ausgestrahlt. Herzlichen Glückwunsch !
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