Wie sie singen und lachen
Der Standard 02/1999
Die selbst bei mäßigen Kabarettisten üblicherweise ellenlange Liste diverser Auszeichnungen umfaßt im Fall von Steinböck & Rudle genau einen Eintrag : Ihre Einladung zur Teilnahme am morgigen “Mainzer Kleinkunst-Cup” ist gleichbedeutend mit dem renommierten – heuer erstmals vierfach verliehenen – “Förderpreis zum Deutschen Kleinkunstpreis”.
Mit Kleinigkeiten, wie Nachwuchs-Wettbewerben, haben sich die beiden gelernten Schauspieler erst gar nicht aufgehalten. Denn im zumeist preiswürdigen Trend lagen S&R bislang noch zu keinem Moment ihrer Karriere : Ihr erstes Programm “Butterkipferl” (1993) veröffentlichten sie zu einem Zeitpunkt, als ein Hader gerade an der Krönung des monodramatischen Kabaretts „Privat“ schrieb, und jeder Komiker, der etwas auf sich hielt, zumindest rote Fäden zwischen seinen Sketches spannte. Bei S&R aber ging das Licht aus, es ging wieder an, sie hatten sich umgezogen, und eine neue Nummer begann. “Butterkipferl” wurde der Überraschungserfolg der Saison. Sechs Jahre und vier Duette später stehen S&R auch heute noch für hochwertiges Nummern-Kabarett. Mit darstellerischer Brillanz und formaler Phantasie kombinieren sie Satiren, Songs, Nonsense und Poesie zu abwechslungsreichen Programmen.
Dem nicht von der Hand zu weisenden Vorwurf, inhaltlich oftmals allzu vordergründig und naheliegend zu sein, begegneten sie vor zwei Jahren mit der Um-Etikettierung ihres Schaffens zu “Comedy-Kabarett”. Nebenbei eine wirkungsvolle Prophylaxe gegen jene Frage, mit der jeder, der sich Kabarettist nennt, in Interviews regelmäßig konfrontiert wird : “Was wollen sie mit ihrem Programm aussagen ?” S&R reagieren mittlerweile mit unverschämter Unmißverständlichkeit : “Nichts. Wir wollen unterhalten.” Und sie wollen bei ihrem Publikum gut ankommen. Gäbe es eine Sympathiewertung im heimischen Kabarett, Herbert Steinböck und Gerold Rudle wären die unangefochtenen Spitzenreiter. “Wir messen uns nicht daran, wieviele Besucher in der Pause gehen !”
Auch wenn sie in ihrem aktuellen Programm “Killerkipferl 2” auf einige bereits bewährte Stilmittel zurückgreifen und ein Gutteil jener – im fröhlich-freundlichen Gesamt-Kontext – erfrischenden Bösartigkeit eingebüßt haben, die die vorangegangene erste Folge des Killerkipferls ausgezeichnet hatte, ist es zweifellos abermals ein Qualitäts-Produkt innovativer Klassik mit vielen präzisen Kunstgriffen. Solange Steinböck & Rudle auch weiterhin soviel Sorgfalt für die Inszenierung ihrer weitgehend requisitenfreien und teilweise diffizil arrangierten Nummern aufwenden, wird man sie also auch nicht in den derzeit ausufernden Comedy-Mainstream schmeißen können. Schon wieder nicht im Trend.
0 comments on Wie sie singen und lachen