Tamtam dringt aus der Kochnische
Der Standard 07/2000
“Cookin‘” nennt sich jenes Spektakel der “Broadway Asia Co.”, das derzeit im Wiener Metropol den einwöchigen Auftakt seiner Europa-Tournee begeht : ein präzise choreographiertes, koreanisches Küchen-“Stomp” mit Clownerie und Artistik, dargebracht von vier Jungköchen, die jedes nur erdenkliche Koch-Utensil rhythmisch zweckentfremden und auch im respektlosen Umgang mit frischem Gemüse neue Akzente setzen. Aus dem grobgehackten Grünzeug, das gegen Mitte der Show den Bühnenboden flächendeckend befällt, liesse sich locker eine Minestrone für das gesamte Publikum kochen. Sinnlose Überlegungen, für die man durchaus Zeit hat, produziert das Quartett doch zwischen all dem Chopstick- und Kochtopf-Tamtam auch viel heiße Luft in seiner Kochnische. Denn wo “Stomp” versucht, cool zu sein, gibt sich “Cookin‘” die größte Mühe, komisch zu sein. Eine zwar authentisch fernöstliche, aber für hiesige Begriffe doch zumeist in klamaukigen Kindertheaterschuhen steckenbleibende Begleiterscheinung des rasanten Geklappers.
So richtig stimmungsvoll wird es erst bei einem Furioso für Messer, Beil und Schneidbrett. Für vier unterschiedlich gestimmte Schneidbretter, wohlgemerkt. Einen beachtlichen Wumm haben auch jene Trinkwasserspendekanister, die vielen wohl nur aus in Anwaltskanzleien oder Zeitungsredaktionen angesiedelten amerikanischen TV-Serien bekannt sein dürften. Warum zur Untermalung der explosiven Perkussion zusätzlich Playback-Musik eingespielt wird, bleibt aber ebenso rätselhaft, wie jene Passage, in der zwei Zuschauer-Opfer als Vorkoster auf die Bühne genötigt werden, nur um dort dem Empfinden nach ziemlich lang ziemlich sinnlos herumzustehen. Das mit der Publikums-Animation ist überhaupt so eine Sache : Klatschen und Stampfen auf Anweisung hat aber offenbar nicht bei Allen mit Erreichen der Mittelschulreife seinen Reiz eingebüßt. Im Finale offenbart sich schließlich – unverulkt – jenes mitreißende, asiatische Teufelstrommler-Temperament, dessen Betonung auch den vorangegangenen 70 Minuten nicht geschadet hätte.
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