Selbstmordsspaß
Buchgraber & Brandl: „Schuss damit“
Zwei Männer, zwei Waffen, ein Ziel: der gleiche Kopf. Und sie können sich einfach nicht einigen, wer abdrücken darf.
kabarett.at / 24. April 2007
Der Eine (Joachim Brandl) hat als Verkäufer-Genie alles erreicht, was es in seinem Berufsleben zu erreichen gibt. Das Private ist ihm weitgehend wurscht. Daher hat er beschlossen, sich seines Lebens zu entledigen. Stilvoll und mit Anstand. Doch im letzten Moment kommt ihm der Andere (Martin Buchgraber) in die Quere. Eine hoffnungslose Existenz, die Sandalen mit weißen Frotteesocken trägt. Das sagt eigentlich alles. Uncool und unbeholfen bis dorthinaus. Ausgerechnet er hat sich in seiner Verzweiflung zum Killer umschulen lassen und soll nun seinen ersten Auftrag erledigen. Kein Problem bei einem Selbstmord-Kandidaten – könnte man glauben. Doch weit gefehlt. Ein anständiger Suizid bedarf schließlich keiner zweiten Person. Und ein Killer hat es gar nicht gern, wenn sein Opfer besser mit Waffen umgehen kann, als er selbst.
Das sind aber keineswegs die einzigen Probleme und Komplikationen, denen sich das ungleiche Duo in seiner vertrackten Situation ausgeliefert sieht. Richtig knifflig wird es, als sich zwischen Killer und Opfer eine fast schon therapeutische Beziehung mit Anflügen von Freundschaft entwickelt. Da muss die Tod (sic!) schließlich persönlich nach dem Rechten sehen.
Wie konnte es überhaupt zu diesem Dilemma kommen ? Die Vorgeschichte zu dem kuriosen, zwischenmenschlichen Patt illustrieren „Buchgraber & Brandl“ in der zweiten Hälfte des Programms. Da darf dann Brandl seine darstellerische Wandlungsfähigkeit unter Beweis stellen. Und Buchgraber sein merkwürdiges und betont minderbemitteltes Gesangstalent. Und weil es bis jetzt noch nicht gesagt wurde : Das ist alles sehr lustig !
Klassische Pointen finden sich in diesem gelegentlich grotesken, alltagssatirischen Kleinkunststück „Schuss damit“ nur wenige. Und doch ist es durchgehend amüsant ! Vor allem dank der subtilen Situationskomik, die „Buchgraber & Brandl“ aus der abstrusen Beziehung der beiden Hauptfiguren zueinander schöpfen. Und vieler gelungen gewitzter Wendungen. Hinzu kommt, dass Beide famose Schauspieler sind. Buchgraber verkörpert den verklemmten Killer so herzzerreißend, dass man ihn sofort auf eine heiße Schokolade einladen möchte. Und Brandl ist vor allem als penetranter Personalchef einer Firma für heiße Luft eine Show für sich. Sagenhaft und saukomisch, mit welch natürlich anmutender Widerlichkeit sich dieser steirisch polternde Schmähbruder und Über-den-Tisch-Zieher da in den untersten Laden des Humors vergreift. Kurz und gut: Zusammen mit dem Simpl-Darsteller Bernhard Murg als Regisseur ist den durchaus noch als Newcomer zu kategorisierenden Grazern „Buchgraber & Brandl“ mit ihrer erst zweiten Kollaboration ein erstaunlich empfehlenswertes Programm gelungen.
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