Road to Nowhere
In ihrem vierten Duo-Programm bescheren uns Martin Buchgraber und „Hirn mit Ei“-Präsentator Joachim Brandl einen originellen Trip ins Ungewisse. Mit Spielfreude und Gespür für absurde Komik überzeugten sie Peter Blau.
kabarett.at 11/2011
Den gefährlichsten Moment im Spannungsbogen eines Roadmovies gilt es dann zu bewältigen, wenn das Ziel der Reise plötzlich erreicht ist. Vor allem, wenn das schon nach der Hälfte des Abends passiert. Da bedarf es schon der Durchgeknalltheit eines sonnenlosen Tarrantinos oder eines Geniestreich von Thomas Stipsits und Manuel Rubey („Triest“), um noch groß etwas draufzusetzen. Bis dahin ergibt sich ja alles, was die Story braucht, fast ganz von selbst. Denn unterwegs lassen sich gewünschte Begegnungen, erklärende Gespräche und notwendige Ereignisse jederzeit ohne großes Begründungsbündel einflechten. Lag halt auf der Straße. So einfach.
Aber dann ! Und damit wären wir schon beim Knackpunkt – dem ersten und eigentlich einzigen Schwachpunkt – des vierten Programms des steirischen Kabarett-Duos „Buchgraber & Brandl“.
Übrigens : Die beiden wohnen seit ein paar Jahren in Wien und haben am Premieren-Abend auch gleich ihr neues Buch vorgestellt: „ Im Beisl ihrer Majestät / Wien – ein Heimatbuch“ (Conbook Verlag). Ein etwas anderer, amüsanter Wien-Führer – unter besonderer Berücksichtigung der Fehler, die man als Neuankömmling in der großen Stadt tunlichst vermeiden sollte. Die beiden wissen, wovon sie schreiben !
Doch zurück zu „Denken verboten“. Buchgraber und Brandl verkörpern darin – vorrangig – zwei Charaktere mit den originellen Namen Martin und Joachim : zwei ziemlich voneinander entfremdete Ex-Kumpane auf dem Weg zur Party des einstmals dritten im Bunde – dem coolen Checker Robert. Einer, der nie lang nachgedacht hat, sondern immer gleich gemacht.
Auf der gemeinsamen Autofahrt lassen sie denkwürdige Erinnerungen Revue passieren, treffen diverse verhaltensauffällige Gestalten und erleben teils surreal-witzige Abenteuer. Mit ihrer körperkomischen Darstellungsweise (Regie : Gerold Rudle) und viel Gespür für absurden Humor, pointierte Dialoge und running-gags gerät ihnen die Reise zu einem originellen und kurzweiligen Trip ins Ungewisse.
Zur Pause kommen sie an : in einem als Event- und Party-Center zweitverwendeten Altersheim – um es auch nach dem Abendessen um 15 Uhr noch gewinnbringend nutzen zu können. Und ab diesem Moment franzt ihnen ihre bis dahin spannende Geschichte etwas aus. Viele der vormals zu einem festen Seil versponnenen roten Fäden baumeln etwas halt- und belanglos im Bühnengeschehen herum. Und keiner da, der sie wieder fest in die Hand nimmt.
Ein Haus mit vielen Türen und den unterschiedlichsten Menschen dahinter mag zwar als logische Erklärung für diese eher wie eine Sketchparade wirkende zweite Hälfte dienen, der Beigeschmack der Beliebigkeit lässt sich allerdings nicht ganz vermeiden. Sehr unterhaltsam bleibt es dabei über weite Strecken allemal. Das nicht zuletzt, wie es ihnen mit ihrer überzeugenden Schauspielkunst immer wieder gelingt, kleine zwischenmenschliche Konflikte und Katastrophen ihrer Charaktere gewitzt zu entlarven. Jetzt nur noch da und dort ein wenig feilen und bügeln – und der eine Schwachpunkt spielt keine Rolle mehr.
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