“Durch Park und Schein”
Der Standard 09/1999
“Unlängst hat ein Burgenländer auf den Milosevic geschossen !” – “Und ? Was ist passiert ?” – “No, der Fernseher war natürlich hin.” Oder : “Welches Tier hat als einziges das A…loch am Rücken ?” – “Das Polizeipferd.” Und merke: “Auch ein verschüttetes Bier ist Alkoholmißbrauch.” Das sollte zur Einstimmung genügen.
Daß es den vier “Brennesseln” in ihrem 19. Programm “Durch Park und Schein” (Regie: Kurt Sobotka) angeblich darum geht, der “Fun-Kultur” eine Abfuhr zu erteilen, spielt keine Rolle. Sie sind schlicht und lustig, wie eh und je: über Abschiebung, Kunstfehler, Kirchenkrise und Russenmafia. Und sie verdienen höchste Geisteshaltungsnoten: Vier Weltverbesserer auf wiederholter Gesinnungstäter-Tour.
Doch kein noch so anständiger Zweck heiligt das Mittelmaß, das vor der Pause zumindest stellenweise in greifbare Nähe zu rücken scheint. Die erbärmlichsten Kalauer, Wortspiele und Platitüden werden in den Kontext gezwungen. Brennessel brachial: Schönborn ist ein personifizierter Kardinalfehler, Schüssel wahlweise der “Bonsai-Wolferl” oder der “Mascherl-Pygmäe” – und wenn er gar mit Klima Tandem fährt, dann radeln “der üble Kleine mit dem kleineren Übel”. Wobei unbedingt noch angemerkt werden muß, daß ein Tandem mehr Sitze hat, als das Liberale Forum. Und, daß Wahlen schon längst verboten wären, wenn sie wirklich etwas ändern könnten. Die Ähnlichkeit der Namen Hitler und Haider sorgte schon vor vier Programmen für Ausgelassenheit im Publikum. Unerwähnt bleibt, daß die Politik das Kabarett schon längst überholt hat. Aber das versteht sich ja von selbst.
Und wenn die Pointe “Eine rot-blaue Koalition ergäbe eine sozialistisch-nationale Regierung – besser als umgekehrt” trotz anschließender Applaus-Pause nicht gebührend gewürdigt wird, kommentiert das Conferencier und Texter Alfred Aigelsreiter verständnisvoll mit: “Ich hab damit gerechnet, daß sie nicht bei jedem Wortspiel mitkommen.” Gut gegeben.
Vergleichsweise anspruchsvoll arrangiert sind die Lieder. Und was ihre mimische Plakativität angeht, brauchen sich Peter Siderits, Paul Peschka und Robert Herret keinen Vorwurf gefallen zu lassen. Immerhin. Ermäßigte Eintritt zahlen laut einem Aushang im Stiegenhaus des “Ensemble-Theaters” nicht nur Studenten und Präsenzdiener, sondern auch “Kulturimpulse mit gültigem Ausweis”. Das ist lustig.
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