Der Standard 11/1994

Wo sonst als auf einem Kreuzfahrt-Luxusdampfer könnte wohl ein derartig groteskes Crossover-Projekt zwischen Kabarett, Schattenspiel, Ausdruckstanz und Seifenoper in Szene gehen? Und wo sonst als im Niedermair könnte das „Alptraumschiff“, diese Hard-Core-Bühnenversion der kumulierten Höhepunkte aller bisherigen Vor- und Hauptabend-Serien, vom Stapel gelassen werden? Konstrukteuse Barbara Klein hat mit Stefanie Paschke und Herbert Haider überdies die ideale Crew angeheuert: wandlungsfähig, stimmakrobatisch und grenzenlos mienenspiellustig.
Da wird Oskar Werner zu einem als Pfaffe verkleideten Detektiv, Peter Alexander entpuppt sich als verkalkter Pantoffelheld und die goldene Kugel, der die beiden Waisenkinder Hendl und Gresel laut Auftrag der Mondenfee folgen, als Bombe, während die Diva – vom alkoholisierten Kapitän gestoßen – die verzweifelte Weise „Wann kommst du“ zum Besten gibt.
Mit „Kitschical“ wird diese grelle Satire voll aberwitzigem Wahnsinn und musikalischer Parodie-Perlen im Programmheft nur sehr unzureichend charakterisiert, denn die Devise, der sich nicht nur alle potentiell Seekranken und TV-Geschädigten inbrünstig anschließen werden, lautet „kitsch as kitsch can“. Bis ins nasse Grab. (pb)