Neues Spiel, neues Unglück …
Beziehungskiste-Productions proudly presents: Kampf der Geschlechter, Teil III
kabarett.at 09/2009
Erreicht ein Kinofilm ein gewisses Einspielergebnis, dauert es in der Regel nicht lang, bis eine Fortsetzung in die Kinos kommt. Vorausgesetzt, der Stoff lässt eine Wieder- und Weiterverwertung zu. Und was in Hollywood merkantile Methode hat, kann auch für die Wiener Kleinkunst nicht ganz falsch sein. So dachten sich Monica Weinzettl und Gerold Rudle – und schicken nun nach den Publikumserfolgsprogrammen „PAARanoia“ und „Wir müssen reden“ die dritte Auskoppelung ihrer Beziehungskiste ins Rennen.
In „brutal normal“ versuchen sie spielerisch die Frage zu klären, wer schuld daran ist, dass eine Partnerschaft in die Brüche gehen: Der Mann oder die Frau? Eine vorsätzlich simplifizierte Fragenstellung, auf die es natürlich auch keine besonders intelligenten Antworten geben kann. Aber das ist auch nicht das Ziel des Abends. Wir sind schließlich im Showbiz und nicht bei der Paartherapie.
Weinzettl und Rudle veranstalten einen Spieleabend. Das heißt: sie treten in verschiedenen partnerschaftlich relevanten Themenbereichen gegeneinander an – und versuchen sich gegenseitig die Schuld für das Scheitern in die Schuhe zu schieben. Da geht es dann um Romantik, Fußball, Verwandtenbesuche, Küchenkompetenz, Nacktschnecken, Sex und and andere Alltagsprobleme. Anschaulich gemacht werden diese häuslichen Konfliktherde mit Hilfe kurzer Ausschnitte aus dem gemeinsamen Leben. Durchaus glaubwürdige und effektvoll gespielte Szenen einer Ehe. Nicht alle so originell wie der in die Liturgie eines Hochzeits-Gottesdienstes eingebetteter Ehestreit, aber auch in den klischeeüberfrachtetsten Sketches noch leidlich amüsant. Vor allem dank einiger geistreich-gewitzt geschriebener Dialoge.
In erster Linie geht es aber um einfache Wiedererkennungsunterhaltungswerte. Wenn Mann und Frau mit dem Auto aber ohne genaue Wegbeschreibung Freunde besuchen wollen, dann ist jedem gelernten Beziehungsopfer der Verlauf der Fahrt von vorne herein klar. Und Weinzettl und Rudle legen es definitiv nicht darauf an, diese Erwartungshaltungen zu enttäuschen. Bei ihnen funktioniert Komik als gemeinschaftliches Identifikationsmittel: Jö, es geht uns allen gleich!
Das etwas konfuse Regelwerk des vermeintlich spontanen Spieleabends, in dessen Verlauf immer wieder neue Aufgaben-Karten gezogen werden müssen, ermöglicht es Weinzettl und Rudle, jederzeit ansatzlos und ohne Erklärungsbedarf Szenen- und Themenwechsel vorzunehmen. Funktioneller geht’s kaum. Und das ist bei „brutal normal“ die Hauptsache. Denn es handelt sich dabei um ein in jeglicher Hinsicht professionelles, oberflächliches Comedyprogramm. Weder innovativ noch tiefsinnig, aber eben funktionell und breitenwirksam. Je breiter, umso seichter. Und dass für derartige Abendunterhaltungen kein Thema besser geeignet ist, als das Verhältnis zwischen Mann und Frau, machen uns Menschen wie Mario Barth seit Jahren vor. Der hat schließlich als Solo-Comedian letztes Jahr das Olympia-Stadion mit 70.000 Besuchern gefüllt. Gerold Rudle erfüllt sich in „brutal normal“ immerhin schon einmal den Traum, die komplette Rapid-Hymne auf einer Bühne zu singen. Inbrünstigst natürlich. Vielleicht gastieren die beiden mit „brutal normal“ ja mal im Hanappi-Stadion …
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