Neulachlandgewinnung
Das Duo „Flüsterzweieck“ entlarvt in „selbstredend, wahnsinnig! [humorzweipunktnull]“ spielfreudig Gesprächsatrappen und Kommunikationshülsen.
kabarett.at 02/2011
Wenn es denn noch Beweise bedurft hätte, dass das „Theater am Alsergrund“ seit dem viel zu frühen Ableben seines Gründers Andreas Hutter vor einem Jahr ganz in dessen mutigen, innovationsfreudigen Sinn fortgeführt wird – Christoph Krall und das Duo „Flüsterzweieck“ haben sie im Jänner mit ihren neuen Programmen eindrucksvoll abgeliefert. Kompromisslos ziehen sie ihr jeweiliges Ding durch. Und eigenständig. Ohne, dass irgendwo auch nur der Hauch eines Vorbilds zu erkennen wäre. Chapeau !
Wenn man nach dem Besuch eines abendfüllenden Kabarettprogramms keine einzige Pointe zitieren kann, bedarf entweder der Kabarettist einer Umschulung oder das eigene Kurzzeitgedächtnis einer Generalsanierung. Oder weder noch. Dann trug das Programm womöglich einen komplizierten Titel mit eckigen Klammern und die beiden dafür verantwortlichen Künstlerinnen nennen sich „Flüsterzweieck“.
Das Debut-Programm (Regie: Katrin Hammerl) der beiden zur Zeit auch im Kabarett-Kombinat „Die lange Nacht des Kabaretts“ beschäftigten Gewinnerinnen des „Grazer Kleinkunstvogels 2009“ Ulrike Haidacher und Antonia Stabinger bezieht seinen hohen Unterhaltungswert nämlich aus den eigentümlichen – teils schmerzhaft authentischen, teils absurd und dadastisch verfremdeten – Dialogen von über zwei Dutzend höchst unterschiedlichen Frauenfiguren.
Darunter infantile Turteltäubchen-Telefonate, sinnentleertes Konsulentinnen-Blabla, nervig-krasse Jugendsprachsalven, bedeutungsscheinschwangere „Einfach zum Nachdenken“-Phrasen oder selbstgefälliges Starlet-Geschwafel. Auf gewitzte und immer wieder überraschende Weise entlarven sie dabei mit spürbarer Spielfreude oberflächliche Gesprächsatrappen und hohle Kommunikationshülsen.
Die eine oder andere Szene mag noch Kürzungen oder Reifungen vertragen, aber hey: es ist ihr erstes Programm ! Ein überdies reichlich rasantes. Blackouts haben bei „Flüsterzweieck“ keinen Auftrag. In dramaturgisch eleganten cross-fades gleiten ihre Spielszenen nahtlos ineinander über. Originell und originär.
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