Solche Männer hat das Land
Der Standard 09/2000
Am Anfang war die Programmänderung: Ein arroganter EU-Kulturwirtschafts-Beauftragter er-klärt, dass das Kabarettprogramm erst in der zweiten Hälfte beginnt. Dass es vorher eine gesponserte Performance mit anschließender Publikums-Diskussion geben wird.
Und dann treten sie auf: der egomane Phrasendrescher, der kopflastige Faserschmeichler, der magenkranke Zyniker und der militante Machtmensch. „Solche Männer hat das Land“, sagt Georg Schramm. Doch er präsentiert sie nicht, er führt sie nicht mit Distanz auf dem Laufsteg der Lächerlichkeit vor, indem er sie ein paar markige, entblößende Sätze sagen lässt und dann einhellig mit dem Publikum kübelweise Spott & Hohn über ihnen ausleert. Georg Schramm verkörpert diese Typen konsequent bis in jedes spontane Detail und unbarmherzig realistisch bis zur durch Spannung lähmenden Langatmigkeit und rigorosen Pointenlosigkeit. Denn in Wirklichkeit haben „solche Männer“ auch keine Pointen – nur Ecken und Kanten, an denen man sich schmerzhaft stoßen und nur dann über sie lachen kann, wenn man sich bewusst macht, was einem ob der überzeugenden Darstellungskunst des kabarettistisch vielfach Ausgezeichneten oft entfällt: Dass hier einer ein großartig grausames Spiel spielt, das deshalb so in Mark und Bein fährt, weil jeder die Regeln kennt.
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