Lauwarm
Der Standard 02/1997
Dass sie ihr volksschauspielerisches Fach mit virtuoser Vielseitigkeit beherrscht, hat Andrea Händler nicht erst einmal unter Beweis gestellt: von in ihren kabarettistischen Anfängen in der Gruppe „Schlabarett“ bis zu ihrem letztjährigen, erfolgreichen Solo-Debut „Diskret“. Mit verlässlicher Konstanz zeichnet sie verantwortlich für plakative – also breitenwirksame – Typen-Karikaturen, denen sie bisweilen auch auf Basis der Realsatire schattierte Vielschichtigkeit zu verleihen im Stande ist. Nicht aufgehen kann dieses Konzept allerdings bei der Konturierung von per se albernen Phantasiefiguren, deren Überzeichnung zwangsläufig ins Lächerliche abgleiten muss. Ein ärgerlicher Effekt, der in „Heiß gemacht“, ihrem neuen Solo (abermals eine Koproduktion mit Uli Brée), mit Fortdauer des Stücks immer häufiger auftritt.
Der Inhalt ist rasch erzählt: Monika Bubenicek, gleichermaßen begeisterungsfähige wie beschränkte Hobby-Esoterikerin mit familiärem Alltagsballast, begegnet unbeabsichtigt ihr alter ego – ihre verdrängte, böse Seite, der überdies einige geisterhafte Fähigkeiten zueigen sind. Beim Versuch, selbige im Zuge einer Weltreise wieder abzuschütteln, trifft sie auf diverse angeschüttete Heilsanbieter.
So sehr die Absicht lobenswert ist, die schon recht strapazierte Esoterik-Thematik ins Groteske abheben zu lassen und den Boden der Realsatire zugunsten aberwitzigen Unfugs zu verlassen, so wenig erweisen sich in diesen Passagen Text und Umsetzung als tragfähige Transportmittel. Wenn schon fern der Vernunft, dann bitte gehörig. Denn jene Mittel, die für die lustvolle Überzeichnung einer Putzfrau in einer heimischen Peep-Show („Diskret“) geeignet waren, sind unzureichend für die witzig-wirksame Darstellung einer alkoholisierten Wahrsagerin in Nowosibirsk.
Andrea Händler verlässt sich – notgedrungen – auf das abwechslungsreiche und aufwendige akustische Bühnenbild (Soundtrack: Christian Clementa), sowie auf die Komik ihrer Körperlichkeit und ihrer Kostüme. Und irgendwie gelingt ihr auch, sich damit so halbwegs aus der Affäre zu ziehen. Den schalen Nachgeschmack einer zwischenzeitlich herben Enttäuschung kann sie aber nicht verhindern.
0 comments on Lauwarm