Final Countdown
Thomas Maurer: „Die neue Selbständigkeit“
profil 02/2003
Katerstimmung nach dem Machtrausch. Die Buberl-Party ist vorbei. ”It’s my party and I’ll cry if I want to”. Mit der Verkörperung eines eben noch neureichen und nach der Wahlschlappe plötzlich neu-armen FPÖ-Politikers hat sich Thomas Maurer für sein Solo „Die neue Selbständigkeit“ eine schauspielerische Herausforderung verordnet. Seine Aufstiegs- und Fall-Studie eines Partei-Emporkömmlings ist die Durchleuchtung eines politischen Phänomens in Form eines 90-minütigen, geistesscharfkantig geschliffenen Monologs, der ohne die im Kabarett sonst üblichen Überspitzungen auskommt. Die Historie verfügt über ausreichend Unglaublichkeiten und ein Maß an Aberwitz und unfreiwilliger Komik, dass es sich Maurer leisten kann, streng sachlich zu bleiben, ohne dadurch jemals unamüsant zu werden. In der jämmerlichen Wahrheit liegt die bitterböse Würze.
Allein sein Ex-Föderalismus-Staatssekretär Helmut Karl ist Fiktion. Sonderlich weit her geholt mutet es allerdings nicht an, dass sich ein dahergelaufener Maturant, der am liebsten Popstar-Roadie werden möchte, seinen Traumberuf zufällig als Haiders Chauffeur und ergebenes Buberl für Alles erfüllt. Seine rasante Karriere teilt er nicht in Funktionen und Posten ein, sondern in die Dienstwägen, die er fahren darf. Was ein Föderalismus-Staatsekretär eigentlich zu tun hat, bleibt ihm bis zum jähen Ende seines nie hinterfragten Höhenflugs schleierhaft. Egal. “Ich möchte diese Erinnerung nicht missen”, sagt er wehmütig. Und : “Existenzen wurden damals aufgebaut.” Zitate aus einem Kabarett-Klassiker. Maurer hat seinen Rückschau haltenden, selbstgefälligen Opportunisten ja nicht zufällig “Herr Karl” genannt.
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